Freie Universität Berlin, Fachbereich Mathematik und Informatik
Institut für Informatik, AG Informatik in Bildung und Gesellschaft

Hintergrundmaterial Methoden

Zum Schreiben einer Seminararbeit

Eine Seminararbeit ist eine kleinere wissenschaftliche Arbeit und dient üblichweise dem Zweck, ein eng begrenztes Thema, das in einem Seminar präsentiert wurde, schriftlich zu fixieren und damit das Schreiben wissenschaftlicher Texte zu üben.

Kriterien wissenschaftlicher Arbeiten

Mit der wissenschaftlichen Arbeit wird der Aufbau neuen Wissens dokumentiert und publiziert. Es sollten daher nur wahre Aussagen getroffen werden. Hypothesen sollten aus den Formulierungen hervorgehen, womöglich wählt man für derartige Aussagen den Konjunktiv oder formuliert den Sachverhalt als persönliche Beobachtung ohne den Anspruch auf Verallgemeinerung. Aus der Kombination mehrerer gleichlautender Erfahrungen verschiedener Autoren kann sich eine Häufung ergeben, die für eine Verallgemeinerung des Phänomens spricht und es wächst neues Wissen heran.

Das neue Wissen des Autors stützt sich auf das bereits erlangte Wissen anderer Autoren. Die Arbeit gewinnt durch das Zitat an Wert, da die Ansichten weniger abwegig erscheinen, wenn sie von anderen geteilt werden. Andererseits zollt man durch das Zitieren aber auch den anderen Autoren seinen Tribut durch Anerkennung.

Die Verpflichtung zur Wahrheit und die deutliche Kennzeichnung von Zitierungen anderer Autoren im eigenen Text sind die Hauptmerkmale einer wissenschaftlichen Arbeit.

Aufbau

Man findet sich in Texten leichter zurecht, wenn sie gewisse Standards einhalten. Manche Informationen über eine Arbeit sind sogar unabdingbar.

Mindestanforderungen an kurze wissenschaftliche Arbeiten Erweiterungen für besondere Fälle, wie z.B. größere Arbeiten
Deckblatt (Organisatorischer) Kontext
Titel
Autor
Datum
Art der Arbeit, Version, Änderungsdaten. Einzelne Komponenten können auch in den Vorspann verlagert werden oder kurze Vorspannselemente auf der Titelseite erscheinen.
Vorspann ("frontmatter") Inhaltsverzeichnis, um leicht einen Überblick über abgedeckte Inhalte und die Struktur des Herangehens bzw. der Argumentation zu bekommen. Tafelverzeichnis, Abbildungsverzeichnis, Vorwort, Zusammenfassung ("abstract"), Kurzübersicht ("executive summery"), unterschriebene Eigenständigkeitserklärung (bei Abschlussarbeiten), Notation (Kennzeichnung besonderer Textpassagen, z.B. Zitate, Programmcode, Computereingaben, etc.), Historie des Dokuments, Danksagung
Haupttext ("mainmatter") Einleitung (erster Abschnitt, die Überschrift sollte die Art und Weise widerspiegeln, wie zum eigentlichen Thema im Hauptteil geführt wird),
Hauptteil (einer oder mehrere Abschnitte, wieder prägnante Überschriften),
Schluss (Überschrift sollte die Art des Endes widerspiegeln, wie Zusammenfassung, Ausblick, Abschließende Beurteilung, o.ä.)
Gerade bei längeren Arbeiten ist es hilfreich, im ersten Schritt anzukündigen, worum es gehen wird, dann den Inhalt ausführlich darzustellen und im letzten Abschnitt eine Zusammenfassung zu geben. Womöglich kann es sinnvoll sein, diese Einteilung auch eine Gliederungsebene tiefer fortzusetzen.
Nachspann ("backmatter") Anhänge (Programmcode, größere Grafiken, wichtige Skizzen, Fragebögen, Berechnungen, usw.),
Literatur- bzw. Quellenverzeichnis
Index,
Glossar (Erklärung wichtiger fremder Begriffe), Abkürzungsverzeichnis

Je nach Arbeit und Notwendigkeiten kann es sinnvoll sein, einzelne Teile zu verschieben, insbesondere zwischen Deckblatt, Vorspann und Nachspann.

Argumentation

Für das Schreiben des eigentlichen Textes stellt sich oft die Frage nach der Reihenfolge verschiedener Aspekte. Die folgende Liste enthält ein paar Anregungen:

Deduktiv
Vom Allgemeinen zum Besonderen
Induktiv
Vom Besonderen zum Allgemeinen
Chronologisch
Ordnung nach zeitlichem Auftreten
Entwickelnd
Analog zu einem Prozess, wie z.B. einem Systementwicklungsprozess
Didaktisch
Je nach Lerntheorie sind viele Vorgehensweisen denkbar. Eine populäre bestünde z.B. aus Motivation oder Beispiel, eigentlicher aufeinander aufbauender Wissensvermittlung, Anwendung
Behauptung, Erläuterung, Beweis
Häufiges Vorgehen gerade in Rechtsdokumenten

Hinweise zur Gestaltung

Gliederung
Eine klare Gliederung spricht für klare Gedanken und spiegelt sich sofort im Inhaltsverzeichnis wider.
Überschriften
Überschriften sollten sehr kurz sein und eine inhaltliche Aussage liefern. Es ist klar, dass der erste Abschnitt eine Einleitung enthält, der zweite den Hauptteil begint und der letzte den Text abschließt. Tauchen diese Wörter doch auf, ertönt beim Lesen der Dingsda-Buzzer! ;^)
Nummerierung
Die Nummerierung suggeriert, die so geordneten Abschnitte alle durchlesen zu müssen, um einen vollständigen Eindruck zu bekommen. Meta-Information wird daher von der Nummerierung ausgeschlossen: Nur die Abschnitte des eigentlichen Texts werden durchnummeriert, nicht jedoch der Vorspann und der Nachspann. Falls mehrere Anhänge eine Nummerunierung erforderlich machen, werden diese üblicherweise mit Buchstaben "nummeriert", um eine Ordnung und gleichzeitige Trennung vom Haupttext zu gewährleisten.
Zitierungen
Fremde Gedanken sollen kenntlich gemacht werden. Wird nur sinngemäß zitiert, wird der Abschnitt mit dem Hinweis "nach Mr.X" abgeschlossen. Wird wörtlich zitiert, bedarf es zusätzlicher Auszeichnung (z.B. Anführungszeichen). Sollten unübliche Auszeichnungen verwendet werden, so wird ein Abschnitt zur Notation nötig. Das Zitat sollte auch einen Hinweis auf das konkrete Dokument beinhalten, dem es entnommen wurde. Die vollständige Referenz findet man dann im Literaturverzeichnis.
Einträge im Literaturverzeichnis
Wichtige Angaben für normale Quellen sind Autor (bzw. Herausgeber), Titel, Untertitel, Erscheinungsort und -zeit. Weitere Angaben können das größere Werk sein, dem die Arbeit entnommen wurde. Bei Internetquellen sollte wegen der Veränderlichkeit der Inhalte auch der Zeitpunkt der letzten Sichtung angegeben werden ("zuletzt gesichtet am..." statt "Stand" verwenden, da letzteres missverständlich ist und auch den Erstellungszeitpunkt bedeuten kann). Standards variieren, wir fordern daher nur Einheitlichkeit. Üblich ist zum einen eine Liste der Einträge durch Kommtata getrennt. Ein gebräuchlicher Standard ist auch
Autor: Titel: Untertitel. Ort: Verlag, Zeit
Verständlichkeit
Nicht denken - schreiben! Kurze, klare Sätze, ohne Auslassungen, nur weil man glaubt, es sei alles klar.
AKÜs
Jede ungebräuchliche Abkürzung hemmt den Lesefluss und das Verständnis. Im Zweifelsfall sollte die Abkürzung ausgeschrieben werden. Jede Abkürzung sollte mindestens bei ihrem ersten Auftreten ausgeschrieben werden, sollten viele Abkürzungen üblich sein, empfielt sich außerdem ein Abkürzungsverzeichnis.
Layout
"Form follows function". Das Layout sollte den Inhalt unterstützen und ihn nicht hinsichtlich Farben und unnötigem grafischem Schnickschnack dominieren. Sinnvoll sind Seitenzahlen, bei längeren Texten sind auch Kopfzeilen sinnvoll, die über den jeweilgen Abschnitt Auskunft geben. Alle Elemente, die nichts mit dem Fließtext zu tun haben (Fußnoten, Kopf- und Fußzeilen, Grafiken, Erklärungstexte, usw.) sollten deutlich vom Text durch Weißraum oder bei wenig Platz durch Striche oder abweichende Optik getrennt werden.
Der Textfluss wird erleichtert, wenn die Zeilen nicht zu lang sind. Daher, und auch aus optischen Gründen, sind Ränder zu lassen, die bei Bedarf auch für Randnotizen ("margin-notes") verwendet werden können, um Textpassagen leichter auffinden zu können.
Wenn man sich für ein Layout entschieden hat, sollte man es beibehalten, damit der Leser nicht in anderer Anordnung einen Sinn vermutet, bis er nach langem Nachdenken über Abweichungen zum Schluss kommt, dass es sich einfach um Schluderigkeit handelte... ;^)
Typografie
Weniger ist mehr. Der Text sollte so leicht zu lesen sein, dass man garnicht mehr merkt, dass man liest. Vor allem wird das durch Zurückhaltung im Layout erreicht: Wenige Schriftarten, Schriftgrößen, Farben. Wie in einem Roman. Wer's nicht glaubt, sehe sich Zweifelsfall das Layout des letzten spannenden Romans an, den man las.
Der Textsatz sollte den Lesefluss unterstützen. Das Auge sollte die Wörter entziffern, der Zeile folgen und den Zeilenwechsel problemlos mitmachen können. Dazu ist der Zeichenabstand kleiner als der Wortabstand, und der Wortabstand kleiner als der Zeilenabstand (also entweder Flattersatz verwenden oder bei Blocksatz lange Wörter trennen, damit die Wörter nicht auseinander gezogen werden). Den Zeilenwechsel erleichern kürzere Zeilen, also besser breite Ränder lassen.
Bewährt sind Serifenschriften bei Fließtext, um das Auge an der Zeile zu leiten. Für Textstellen, die leicht auffindbar sein sollen, empfiehlt sich ein klarer zu lesender Sans-Serif-Zeichensatz (z.B. für Überschriften). Verpönt sind jeglicher Zeichenschnickschnack, auch Unterstreichungen und zu viele Trennlinien, die nach Möglichkeit durch Weißraum ersetzt werden sollten. Schriftgröße und Durchschuss (Zeilenabstand) sollten groß genug sein, um Lesbarkeit zu ermöglichen, aber nicht sofort den Eindruck erwecken, dass man damit nur die Seitenzahl erhöhen will. Tolleriert wird meist eine Schriftgröße von 10 bis 14 pt (pt=Punkt, ein Druckermaß, nicht Pixelanzahl!), bewährt haben sich wahrscheinlich 11 und 12 pt. Da dies ein Thema ist, wo jeder meint, die "richtige" Meinung zu haben, frage man besser seinen Dozenten oder lasse sich scheinheilig von ihm eine "gute" Arbeit zeigen. ;^)
Grafiken
Grafiken können das Verstehen unterstützen, Zusammenhänge herstellen und optisch nahelegen, dass der Autor das Thema sinnvoll strukturieren konnte und offenbar die Übersicht hat. Grafiken ersetzen allerdings nicht den Fließtext, sondern ergänzen ihn nur!
Tabellen
Lange Aufzählungen machen den Fließtext langatmig. Auch als einfaches und gewohnt gut lesbares Strukturierungsmittel eignen sich Tabellen.

Hinweise zum Vorgehen

Vor der Arbeit sollte die genaue Fragestellung bekannt sein und dazu verhelfen, beim Thema zu bleiben. In der Anfangsphase wird man sowohl kreativ-divergent vorgehen und Stichwortsammlungen machen oder eine der Kreativtechniken anwenden, um Stoff zu bekommen, aus dem sich die Inhalte aufbauen lassen (induktives Vorgehen, "bottom-up"). Früh spielt es jedoch auch eine Rolle, sich über den tatsächlichen Umfang und die zu füllenden Lücken der Arbeit im Klaren zu sein. Hilfreich für diese ziel-konvergierende, deduktive Arbeitsweise ("top-down") ist eine Gliederung (s.o.), die dann durch Unterpunkte und schließlich den laufenden Text ausgefüllt wird. Als Vorstufe eignet sich sicherlich eine Strukturierungstechnik wie z.B. Mind-Maps.

Für längere Arbeiten ist auch ein Zeitplan sinnvoll, der zwar in den wenigsten Fällen tatsächlich eingehalten wird, aber schon frühzeitig die Einsicht vermitteln kann, die Weiterarbeit beschleunigen oder das Thema weiter eingrenzen zu müssen.

Heutzutage werden solche Arbeiten wohl nur noch am Computer mit Textverarbeitungsprogrammen verfasst. Gerade die Textverarbeitungen, die Einfachheit vergaukeln, animieren zu unreflektierter und letztlich kontraproduktiver Benutzung. Muss die Arbeit zu einem bestimmten Termin abgegeben werden, sollte auch die Tücke der Technik einkalkuliert werden, zumindest aber größerer Verlust durch die Existenz mehrerer Sicherheitskopien aus verschiedenen Etappen der Arbeit abgefedert werden.

Anregung: Neben dem vielgenutzten Programm "MS Word" sollte man überlegen, auf stabilere Software umzusteigen. Gerade für solche Fälle eignet sich z.B. das Textsatzsystem LaTeX hervorragend, da es ähnlich wie HTML vom Autoren nur fordert, die logische Struktur direkt im Text zu vermerken und dann mit sehr wenigen abschließenden Korrekturen automatsich sehr gut gesetzten Text erzeugt. Unabhängig davon, welche Software verwendet wird, sollte man bei terminierten Arbeiten bereits vorher viel Erfahrung mit der Software gesammelt haben.

Einpacken und "Verkaufen"

Je nach Anforderungen sollte eine auf Papier geforderte Arbeit aus verbundenen Seiten bestehen. An Abschlussarbeiten (Diplom, Magister, Examen, u.ä.) wird zudem gefordert, dass die Seiten untrennbar verbunden sein müssen (also vielmehr der nachträgliche Austausch von Seiten unterbunden werden soll). Üblich und effizient ist der Ausdruck auf DIN A4 Seiten.

Wenn wir kleinere Seminararbeiten fordern, reicht uns meist eine elektronsiche Version in einem gebräuchlichen, Internet-geeigneten Druckformat (z.B. PDF). Soll die Arbeit von anderen fortgesetzt werden, ist zudem die Quelldatei interessant. Sie sollte sich dann an einen Internet-Standard halten (HTML oder XML) oder einem anderen offenen Standard folgen (nach Absprache).

Lehre

Projekte

Personen

Quellen Methoden