Richtlinien für das Schreiben von Bachelor- und Masterarbeiten

Die weitaus meisten Abschlussarbeiten werden nicht für eine breite Öffentlichkeit geschrieben, sondern verstauben in den Regalen der Apotheken. (Manchmal wird aus einer Bachelor- oder Masterarbeit eine Arbeit gemacht, die woanders veröffentlicht wird, manchmal bauen weitere Abschlussarbeiten auf dieser einen Arbeit auf.)

Einer der Gutachter ist in der Regel der Betreuer, der das Thema gestellt hat, während der andere frisch und unvoreingenommen an die Lektüre herangeht. Die folgenden Richtlinien sollen das Lesen der Arbeit vor allem für den Zweitgutachter erleichtern. Sie betreffen vor allem das Aufschreiben der Arbeit, nicht das vorherige Stadium, wo Ideen gesucht werden oder wo der Stoff erarbeitet wird, der dann berichtet und aufgeschrieben werden soll.

Die folgenden Fragen mögen nicht für jedes Thema gleichermaßen relevant sein.

Was war die Aufgabenstellung?

Soll die eigentliche Leistung eine Implementierung sein, und ist die theoretische Beschreibung nur das Drumherum? Oder geht es um theoretische Ergebnisse, für die das Computerprogramm mit Laufzeitexperimenten usw. nur als Untermauerung dient?

Was war die ursprüngliche Aufgabenstellung, wie und warum wurde die Aufgabenstellung während der Arbeit verändert, was ist aus dieser Aufgabenstellung schließlich geworden? Der Wert des Arbeit wird auch daran gemessen, wie sehr sie sich den ursprünglich gesteckten Zielen nähert. Die interessantesten Ziele sind aber diejenigen, die nicht so genau vorgegeben sind. Wenn sich die Ziele während der Arbeit konkretisieren oder ändern, so ist dies mit einem Lernprozess verbunden. Auf jeden Fall ist es interessant, diese Tatsache zu erfahren.

Was ist der Stand der Technik?

Wo setzt die Aufgabenstellung an? Die erzielten Ergebnisse sollen dann den vorherigen Ergebnissen gegenübergestellt werden.

Was ist neu? Was ist eine eigene Leistung? Was ist bloß eine Zusammenfassung aus der Literatur?

Oft ist mag es sinnvoll sein, bekannte Ergebisse darzustellen, etwa um eine geschlossene und abgerundete Darstellung des Themas zu erreichen. Auf jeden Fall ist es für den Leser wichtig, zu erfahren, ob es sich zum Beispiel bei einem Beweis eines Satzes um den Originalbeweis (oder eine Übersetzung) handelt, um eine Rekonstruktion eines nicht zugänglichen oder verschollenen Beweises, um eine wesentliche Vereinfachung etc.

Elementares Lehrbuchwissen braucht in der Regel nicht eigens zitiert zu werden, aber bei wichtigen Hilfsmitteln ist es angebracht, das verwendete Ergebnis, den Lehrsatz hinzuschreiben (ohne Beweis), damit der Leser sich darauf beziehen kann.