H. C. Artmann:
Der aeronautsche Sindtbart
oder
Seltsame Luftreise von Niedercalifornien nach Crain

Ein Fragment
von dem autore selbst aus dem yucatekischen anno 1958 ins teutsche gebracht


Zwanzigstes Abendteur avt Capitul:



prope illinc in abditis latitabat qvidam robvstvs rvsticvs, Crysticleik nomine, cvm viragine sva, qvi mvliercvlis & pveris ac jvvenibus insidiabantvr, &, tanqvam lvpi eos strangulantes de ipsorvm carnibvs victitabant.

Fordun's Scoticron. II

Die printzessin von Alpuxarra hatte ihr fenster dem meinen gegenüberliegen. Da blickte ich zu ihr hinüber und sie zu mir. An jenem tage regnete es zufällig gegen alle gewohnheit, nun, es war kein besonderer regen. Es war ein feines, laues rieseln, wie es eigentlich den britannischen inseln besser in das grüne gesicht gestanden hätte, denn dieser Wojwodschafft Neapel. Die witterungen sind heutzutage gantz verdreht, sagte ich mir und blickte von meinen briefschafften auf, die ich zu erledigen hatte gedacht. Im grunde genommen war mir dieser schöne regen eine äußerst anmutige recreation. Der donner grollte wie ein satter hund aus den umliegenden bergen, nicht zu laut, nicht zu leise war sein grollen, das grollen eines träumenden hundes, der gut und teuer gegessen. Manchmal erhob sich auch dies joviale rumoren stärcker. Dann klang es wohl wie das hastige abladen eines wagens voller fußbodenbretter. Blitze entluden sich keine, das gewitter selbst mußte sehr ferne von uns, irgendwo im nordosten die felsen und klüffte eines gebürges berennen. Vielleicht hätte ich sogar ein wetterleuchten können beobachten, allein, in der gründämmrigen einsamkeit meines schreibsalons, war mir dieses zuckende himmeislicht eine verborgene naturerscheinung.

Ich legte mein schreibzeug weg und trat an das hohe fenster. Der regen fiel leise aber unablässig in das gras, das unsere zimmer wie ein kleiner fluß zu trennen schien, ein kleiner grüner fluß mit weißen schaumkronen, so sah er durch die fast mannshohen schierlingsbüsche aus, die fahl und hoch aus dem gras hervorwucherten. Es ist den faulen gärtnern zu danken, daß sich dieses schöne gift so wunderbar in allen wiesen ausbreitet. Wer könnte auch schöneres betrachten, als frischen schierling im sommerregen, der vor dem fenster eines mädchens blüht und das, wie es mir vorkam, nicht ohne absicht ihr braunes haar kämmte, obgleich sie nie zerraufft gewesen wäre oder gar verungezieret. Welche gedancken!

Die hübsche, schmale printzessin von Alpuxarra, der schlancke schierling am hofe des regierenden bischoffs von Neapel, die dame mit den lila augen, die ihre kleine zutrauliche zofe von riechefläschchen zu riechefläschchen jagen konnte, im nächsten augenblicke aber »mädchen«, sagte, »ich möchte deine hände haben! Komm schneid sie dir ab für mich und dich, sie sind so zart und flink . .«, die rotlippige jägerin, wie doch die rebhühner aus der lufft purtzelten, daß die hunde kaum mehr wußten, wo aus und wo ein, die anhörerin von teufflischen geschichten, die der wackere ursus von zeit zu zeit so gerne aus der mehllade seines vaterhauses hervor ziehet . . Warum war sie aber so erbleicht, als die rede auf den alten Zopetz gekommen? Rot wie blut und braun wie honig, aber bleich mit einem male wie der regennasse schierling, der den nachmittag zwischen ihr und mir in zwei teile teilete.

Ich stand auf und trat an das fenster, sodaß sie mich genau sehen mußte, denn auch sie stand am fenster und kämmte noch immer das haar. Ich griff nach dem telefon und wählte ihre nummer, ließ dabei jedoch meine augen nicht abschweiffen, sondern konnte jede bewegung, die sie nun tuen würde, ausnehmen. Eine printzessinnennummer, eine schierlingsnummer. Eine nummer aus schierling, leisem regen und einem nachmittag, der sich dehnt, als steckten hinter jeder tapete des Salons frisch aus dem regen gekommene, frivole blaue engel . . Das telefon der printzessin von Alpuxarra stand auch am fenster. Es klingelte, das schierlingsmädchen hob ab:

– Ja? –

Sie sah zu mir herüber und lächelte. Sie war anscheinend darauf gefaßt gewesen, daß ich sie nun anrufen würde. Vielleicht hätte ich sie sogar früher anrufen sollen. Warum kämmt sie auch schon seit einer stunde ihr honigbraunes haar vor meiner nase? Oder tut sies dem schönen regen zu liebe? Ich könnte mir einigermaßen vorstellen, daß man dem regen etwas zu liebe tut. Nicht dem strömenden, dem allesertränkenden landregen, aber diesem lieblichen, lauen sommerregen, der in alle tapeten des schlosses nackte mädchen zaubert . . Warum sollte man so einem regen nichts zu liebe tun?

– Ja? –

– Es regnet noch immer, printzessin . . –

– Ja, es regnet noch immer . . –

– Es ist ein zauberregen . . –

– O ja, es ist wircklich ein zauberregen, ich möchte ihm gerne etwas schenken, ich möchte, wie soll ich sagen? ich möchte ihm etwas zu liebe tun . . – Seltsam, soeben dachte ich daran, daß man diesem regen etwas zu liebe tun müßte und nun sagt auch das mädchen im fenster gegenüber das selbe . .

– Was würden sie ihm am liebsten zu liebe tun, printzessin? –

– Ich möchte mich angreifen lassen von ihm, ich möchte durch ihn gehen, ich möchte mich am liebsten in ihn legen, gantz hinein, ausgestreckt in ihn hineinlegen zwischen den hohen schierling . . Haben sie den schierling schon bemerkt der zwischen ihnen und mir aufgeblüht ist? Gestern war er noch gar nicht da . . –

– Der schierling ist giftig, printzessin, aber ich liebe ihn. Ich möchte dem schierling etwas zu liebe tun, wie sie dem regen! –

– Sind sie wasserscheu, hauptmann? –

– Nicht im regen, printzessin . . –

– Ich muß jetzt auflegen, hauptmann, ich habe mit dem regen eine verabredung . . –

Die printzessin legte den hörer auf und ich sagte, da sie das nimmer hören, wohl aber sehen konnte, in den elfenbeinweißen mund:

»Ich wünschte der zu sein, der von allen seiten auf den giftigen schierling fällt . .«

Die printzessin lächelte im fenster und verschwand im dunkelgrün des hintergrundes. Ein fester schmaler strich, ein arabisches alif, das mit grüner tinte auf ein frisches ahornblatt geschrieben wird und verblaßt . .

Ich verließ mein zimmer, lief die treppen hinab, durchquerte die kühle halle und trat in den ahornfarbenen regen hinaus, der sich sofort in meinen haaren festsoff und durch den hemdkragen auf brust und rücken rann. Ich zog die schuhe aus und schoß sie mit einer schleuderbewegung des fußes in die vornehme halle zurück. So trat ich in den nassen rasen und wischte den körnigen sand von den sohlen, denn ich hatte vorher über den gelben weg müssen, der an diesem portal vorbeiführte. Als ich so durch das scharfe gras wischte, zerschnitt ich mich ein wenig zwischen den ersten zwei zehen . . Ich bückte mich und drückte das ausspringende blut fort. Es brannte wie saltz, aber da sah ich schon die schöne printzessin, genauso durchnäßt schon wie ich selbst. Auch sie hatte ihre schuhe abgelegt, ihr seidenes kleid klebte ihr dunkel am körper, das haar trug sie jetzt von einem gewöhnlichen gummiring gantz oben festgehalten à la pferdeschweiff. Es war vom regen fast violett geworden. Honig aus den unergründlich verborgenen waben der waldbiene . . Ich wischte mir den warmen regen aus dem gesicht:

– Es regnet noch immer, printzessin . .

– Sie warff ihr violettbraunes haar mit einer kräfftigen kopfbewegung nach rückwärts und lächelte mir zu:

– So schnell vergeht mein regen nicht, und außerdem möchte ich ihm etwas liebes tun! –

– Warum ist es ihr regen, printzessin? Ist er nicht auch meiner? Wie sie sehen, so hat er mich schon genau so durchnäßt wie sie . . –

– Diesen regen müssen sie mir lassen, hauptmann. Sie haben doch ihren schierling. Oder mögen sie ihn nicht mehr, da sie ihm jetzt so nah sind? Fürchten sie, daß er sie zu starck vergifften könnte? –

– Nein, schierling . . –

– Das ist gut, regen . . –

Wir gingen durch den endelosen tropfenwald tiefer und tiefer in den weiten park hinein, die schönen glatten und die grotesken krummen statuen badeten stumm und gläntzend, der donner aus den bergen war bereits viel näher gerückt und der regen brach jetzt ungehemmt aus allen wolcken auf uns herab. Wir setzten uns auf eine steinerne banck, die unter bäumen stand . .

– Hier ist der regen sanft wie vorher, hauptmann . . –

– Fürchten sie den regen, wann er zu starck wird, printzessin? –

– Ich fürchte ihn nicht. Er gehört doch mir, und dinge die einem gehören, darf man nicht fürchten, meinen sie nicht auch? Aber wir können ja wieder hinaus gehen . . –

– Wir können auch sitzen bleiben, printzessin . . –

– Nein, jetzt will ich hinaus. Sie können ja dableiben, wenn sie angst haben neben diesem giftigen schierling zu liegen! –

– Warum liegen, printzessin? –

– Warum nicht, hauptmann? Ich werde mich ja auch in den regen legen. Ich will ihm was liebes tun. Er soll mich mit allen seinen fingern fühlen, ich will mich gantz lang ausstrecken unter ihm, ich will selbst wie der regen werden! – Sie sprang auf von der banck und lief in den strömenden regen hinein, der wie ein warmes bad auf das hohe gras und den weißen schierling fiel. Ich folgte ihrer ungebärdigkeit und da sie plötzlich wieder stehen blieb, war ich ihr so nahe, daß sich unsre nassen kleider wie haut berührten. Die wolcken hingen so tief in den garten, man dachte in einem schönen, großen zelt zu sein . .

– Wir sind in einem zelt, printzessin von Alpuxarra! –

– Es ist schön, in einem zelt zu sein, hauptmann Artmanno . . –

– Ist es nicht ein wenig unschicklich von uns, daß wir allein zu zwein in einem einzigen zeit zusammen sind? Wir können uns doch kaum rühren. Sehn sie doch, wie nahe wir aneinander stehn müssen, damit wir platz haben . . –

Die nasse printzessin, sah in die rechte ecke des regens:

– Hätte ich meine zofe als anstandsdame mitnehmen müssen?

– Ja, dachte ich, sagte aber nein . . Warum nicht eine schöne zofe im regen?

– Ich glaube, das ist nicht unbedingt nötig, printzessin . . –

Das mädchen ließ sich rücklings ins gras fallen und breitete die arme weit aus:

– Sehen sie, hauptmann, es ist doch noch mehr platz, als wir dachten! –

– Tatsächlich, dieses zeit ist lange und breit genug für zwei, printzessin! –

Damit legte ich mich neben das schöne, schmale olivenfarbene alif, und um uns bewegte sich der gewitterfahle schierling im rauschenden regen . .

Als der himmel wieder klar geworden war, wand die printzessin ihr kleid aus und legte es wie ein kissen unter den kopf. Ich wunderte mich, daß sie das auswinden so verstehen konnte. Wie mochte sie das gelernt haben? Es ist doch nicht so leicht gemacht, ein gewaschenes kleidungsstück so ohne weiters richtig auszuwinden. Printzessin, printzessin, ihr gebt mir rätsel auf! Zuerst erbleicht ihr bei nennung eines kleinhäuslers, nun aber seid ihr, der geschicklichkeit nach, ein fertiges wäschermädchen, glatt und gewaschen im regen, die späte sonne fällt aus den ersten wolckenrissen in das sanfte haar eurer achselbeugen, wie kommt es, daß ihr so gut meine eigene sprache sprecht? habt ihr doch diesen unsinnig mauretanischen namen, ich müßte euch so lange auf die lippen küssen, bis ich euch euer geheimnis aus dem roten blut eures mundes sauge, aber teuffel, der meine ist selbst so wund und von scharffen zähnen verstört, ich kann jetzt nicht, will aber nicht auffgeben, es soll mich nichts und niemand dran hindern, dieses verborgene drosselnest eurer herkunfft aufzuspüren, denn die printzessin Alpuxarra seid ihr nicht!

Sie haben sich sehr gefürchtet, printzessin, sagte ich, als gestern der gute ursus seine geschichte erzählte. Ich mußte, da nun wieder die sonne mit ihrer lichten wärme aus all den confusen wolken aufzoge, das gekommene schweigen brechen. Es lag mir zu stark auf den nerven . .

Die printzessin aber sagte kein wort. Sie bog nur eine nahebeistehende schierlingspflanze zu ihrem mund, und ich riß das giftige ding wieder weg. Mädchen machen gefährliche dummheiten, wie schuster nützliche schuhe. Aber gefährliche dummheiten, die an die wurzel des lebens greifen? Meine stimmung war, wenngleich nicht schal, so doch irgendwie triste . .

Ich kenn den alten Zopetz, sagte ich, um überhaupt weiter zu kommen, er hat tatsächlich diese keusche, von der Rufus seinen bericht gab. Sie liegt oberhalb –

– Ich kenn den alten liederlichen Zopetz nicht, hauptmann, warum also erzählen sie mir davon? –

Sie starrte in den fliegenden himmel, daraus die sonne immer neu, wie ein verwandlungskünstler, hervorkam. Sieben gestalten hatte der runde spiegel aller planeten bereits durchgemacht: als beflügelter buckelschild des löwenritters Yvain, als deckel eines artoisischen brunnens, wenn es einen solchen deckel wohl gibt, als cupferne krapfenpfanne, als wagenrad, das sich selbständig machend die gekommene route zurückrollt, dem wagner ins haus, als übergroße gratulationsblume, als eherne ehrenmünze des churprintzen Achatz, die ein liebhaber vergolden ließ, als parfümiertes einglas, durch das ein müder landgraf in die sonne schaut . . Alles närrische überlegungen! Ich beschloß, die augen zu schließen und nicht mehr in die prestigitatorische sonne zu schauen.

Die giftige vegetation um uns bewegte sich mit der ungiftigen brüderlich im abendwind. Ich schob meine rechte hand unter die schulter des schönen mädchens und berührte mit dem knie ihre schlanken, langen schenkel . . Dieses verborgene drosselnest eurer abkunft, printzessin oder nichtprintzessin, will ich auf jeden fall aufspüren. Ich werde es euch von der zungenspitze küssen, ob ihr nun wollt oder nicht. Alpuxarra ist zu dunkel und zu weit, um vor dem namen Zopetz zu erbleichen!

Ich fürchte mich niemals vor teuflischen geschichten, sagte die falsche printzessin, ich war gestern wohl sehr übermüdet. Das wird es gewesen sein, weiter nichts. Ich habe zu hause selbst eine große anzahl von büchern, in denen die schrecklichsten geschichten stehn . .

Erzählen sie mir eine solche, sagte ich und ließ die augen zu.

– Sie werden die gänsehaut kriegen, mein freund . . –

– Das tut gar nichts. Ich habe sie ohnedies schon. Den nackten ist die gänsehaut ein epilog zum regen . . –

– Pfui, hauptmann! Was sie da sagen . . –

– Erzählen sie, liebe printzessin, ich will mich an ihrer geschichte erwärmen . . –

– Glauben sie, daß sie ihnen warm machen wird, lieber? –

– Sie kommt aus einem heißen mund . . –

Das mädchen legte seinen rechten arm um mich und sprach wie eine schamanin über eines meiner geschlossenen augen:

– Auf eine zeit war eine teuerung im land, da geriet ein mädchen hellentags in ein menschenfresserwirtshaus und wollte darin später übernachten. Man gab ihm gerne eine kammer oder stüblein, und so sagte der menschenfresserhauptmann zu seiner lieben frau, nachdem das mädchen hinauf war gegangen: »Liebe frau, von dir soll es einmal heißen, daß du eine gute cöchin seiest gewesen; also bereite mir dies hühnlein zurecht, spar nit mit den zwiebeln, max in öl, tu brav pfeffer und salz dran und, solltest du aber das gute fleischlein lassen anbrennen – das sagte er, denn er war ein wirklicher menschenfresser–, will ich dich selber ragoutieren und aufessen als eine leibsspeis!«

Ach ja, mein schöner liebling, sagte ich und blinzelte mit einem aug nach den lippen der printzessin, eine teuerung im land ist immer schlimm. Sie weckt die bösen instinkter und läßt jeglich ungutes gelüst aufleben wie blumen im mai. Das hab ich gehört und gelesen in Fordunii Scoticronicon II. Mußte mir nachher des Schwarzen Bären Hornpipe aufspielen lassen um auf andre gedanken zu kommen . .

Soll ich nicht weiter erzählen? fragte die unterbrochne printzessin. O ja, weitererzählen, sagte ich und schloß wieder das blinzelnde aug . . »Ich will alles zu deiner zufriedenheit tun«, sagte die frau, maßen sie nicht wollte ragoutiert werden. Alsdann brachte sie ein heißes wasser zurecht, erwischte ein anständiges messer und schliff es scharf, roch am ranzigen öl und freute sich, daß es, ihrer meinung nach, noch frisch seie, wog das salz und den pfeffer in zierliche quentchen damitdasfleischnurnitfadewerdedenndaswärbös und begab sich mit dem geschliffenen messer und einem festen pfauvogelnetz vor die kammertüre des armen mädchens . .

rappel rappel rappel!!

Das mädchen war gerade am baden, denn es hatte eine weite reise getan. Wer rappelt da an meiner tür? rief es mit seiner schönen badstubenstimme durchs schlüsselloch . .

mach auf, mein hühnlein,
mach auf, mein entlein,
mach auf, mein schönes
catzenhemptlein!

Catzenhemptlein war nämlich der name des mädchens. Es hatte eine so zarte haut, daß man hätte meinen können, striche man mit der hand darüber, es wär eines kätzleins fell.

Wie nun das mädchen durchs schlüsselloch sahe und merkte, daß die frau wirtin ein pfauvogelnetz hatte und ein anständiges messer um den leib trug und ihre schwarzen augen wie salz und pfeffer sprüheten, dachte es: Die führt bestimmt was hinterm cochbuch und ist ihr nicht über den löffel zu traun! Deshalb antwortete es: Ich bin nackt und bade mir den hinteren. Ich kann euch nicht aufmachen im augenblick. Außerdem verstehe ich nicht, was ihr wollt sagen – sie verstand es wohl – tut also euren mund ans schlüsselloch und ich will meinerseits ein ohr dran legen, so werd ich euch besser verstehen!

Da legte die schöne, schwarzaugige menschenfresserhauptmännin ihren roten mund ans schlüsselloch und begann abermals:

mach auf, mein hühnlein,
mach auf, mein entlein,
mach auf, mein schönes
catzenhemptlein!

Aber das kluge catzenhemptlein hatte, nackt wie es war, nicht sein ohr, aber den mund ans schlüsselloch gelegt und, wie die hauptmännin grade das Wort »hemptlein« ausspricht, rutscht ihr die schnelle zunge aus dem maul und zapp, das mädchen erwischt diese mit den zähnen, beißt sie ab . . schnapp!!

Da schreit die angebissene:

Akn änkäng unke akekikn!
Akn änkäng unke akekikn!

Der herr menschenfresser in der guten stube unten, da er diese seltsame sprache vernehmen muß, meint nichts andres, als daß die Ungarn oder Türken sein wirtshaus hätten handstreichiert, versteckt sich hinter einem weinfaß im tiefen keller und getraut sich nimmer hervor. Die frau menschenfresser lauft eilends die treppen hinunter, pardautz dabei über die eigenen beine und fängt sich im pfauvogelnetz wie eine kopfscheue wachtel. Und das mädchen sagt in der kammer aus seinem badzuber heraus: Jetzt haben sie eine große puppe über die treppe geworfen, möcht wissen warum!

Wie es nun mit seiner baderei fertig ist und wiedrum in die röcke schlupft, hört man einen star im garten pfeifen:

Der wirt ist im weinfaß,
die wirtin im vogelnetz,
die zeiten sind teuer und
in der cüche ist ein schatz,
geh hinein . .