Perspektiven der Telemedizin

Prof. Dr. E. Fleck

Deutsches Herzzentrum Berlin

Für eine umfassende medizinische Betreuung ist die Möglichkeit des Zugriffs auf alle im Rahmen eines Krankheitsverlaufes an unterschiedlichen Orten und mit unterschiedlicher Qualität entstandenen Dokumente zu unterstützen. Im Rahmen eines Projektes wurde autorisierten Ärzten, das sind im wesentlichen alle am Versorgungsprozess beteiligten, ein Dienst angeboten, der den einfachen Zugang zu elektronischen Patientenakten eines Krankenhauses, einer Klinik oder von niedergelassenen Ärzten ermöglicht. Voraussetzung für den Aufbau eines solchen Dienstes bildet eine Infrastruktur, die eine EDV-gestützte Integration verschiedenster Akquisitions-, Dokumentations- und Auswertungssysteme erlaubt.

Die Funktionen, die am Integrierten Arbeitsplatz verfügbar sind, werden durch die Integrierte Medizinische Anwendung (IMA) gewährleistet. In Abhängigkeit des Einsatzbereiches und der Rolle des Arztes ist dies konfigurierbar und die verschiedenen Werkzeuge sind in einem graphischen Desktop integriert. Zu den angebotenen Funktionalitäten gehören u.a. das patientenorientierte Dokumentenretrieval auf der gesamten elektronischen Patientenakte, Werkzeuge zur einfachen Nachverarbeitung von Bildern und Bildquantifizierungstools, sowie eine Desktop-Konferenz-Komponente.

Diese Anwendung ermöglicht so durch die Integration von Datenbeständen, bildgebenden Modalitäten und medizinischen Subsystemen eine einheitliche Sicht auf die elektronische Patientenakte. Damit werden die medizinische Dokumentation, die Befundgenerierung und medizinische Statistiken für die klinische Routine, Qualitätssicherung und Forschung unterstützt. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Integration von verwaltungsorientierten Funktionalitäten, die gerade im Hinblick auf die Gesundheitsreform an Bedeutung gewinnen.

Die IMA Architektur wurde vollständig nach den Prinzipien objekt-orientierter Systeme entwikkelt. Die Multimedia-Objekte enthalten die eigentlichen Patientendaten und ihre Methoden für den Zugriff und die Anzeige. Die Verarbeitungsobjekte funktionieren nach dem verteilten Client/Server-Prinzip und sind auf beliebige Workstations im Netz verteilt. Dies sind u.a. Objekte für die Benutzeranwendungen, für die Verwaltung der Multimediadaten, Integrationsobjekte und spezielle Dienstobjekte. Als Kommunikationsplattform für den sicheren Aufruf von Methoden wird das Distributed Computing Environment (DCE) eingesetzt. Damit ist der autorisierte Zugriff und die Lokalisation der Patientendaten auf den verteilten Datenbeständen unter Einsatz einer Sicherheitsstruktur gewährleistet.

Digitale Bildverarbeitung und Computergraphik: Die digitale Bildverarbeitung stellt im Projekt sowohl eine Reihe von Funktionen, wie auch Dienste zur Verfügung und unterstützt im wesentlichen die quantitative und qualitative Bearbeitung von digitalen Bilddaten, wie dies in der medizinischen Routine gefordert wird. In den Medizinischen Arbeitsplatz sind eine Reihe von Funktionen integriert. Das Angebot wird ergänzt durch Dienste, die eine Erarbeitung von Lösungen zu oft sehr komplexen Fragestellungen unterstützen, wie sie bei der Kombination von unterschiedlichen Bilddatensätzen entstehen können. Diese Dienste sind ebenfalls in die klinische Routine integriert, erfordern jedoch das Zusammenspiel von mehreren Spezialisten, Ärzten und Informatikern, und nützen Ressourcen, die an unterschiedlichen Lokalisationen im Netz verfügbar sind.

Desk Top Conferencing: Der angebotene Dienst unterstützt das virtuelle Zusammentreffen von Ärzten einer oder unterschiedlicher Fachrichtungen für Konsultationen, Fallpräsentationen, Lehrveranstaltungen, Fortbildungen und Konferenzen. Realisiert wird dieses Dienstangebot mit Hilfe einer vollständig integrierten digitalen Konferenzanwendung, dem Desktop-Konferenz (DTC) System. Dabei wird die Präsentation der medizinischen multimedialen Dokumente mit integrierter Video- und Audioüber-tragung auf dem Campus und im Stadtgebiet von Berlin unterstützt. Im Gegensatz zu analogen Videokonferenz-Systemen erlauben integrierte DTC-Systeme den direkten Zugriff, die Präsentation und weitere Verarbeitungsmöglichkeiten der vollständigen elektronischen Patientenakte.

Das Projekt BERMED