Kurzbeschreibung der Forschungsprojekte in der Arbeitsgruppe

Interaktive Systeme

am Institut für Informatik der FU Berlin

Übersicht:

Einleitung

Lars Reichert: "MoBIC: Mobility of Blind and Elderly People Interacting with Computers"

Martin Kurze: "Rechnergestützter Zugang zu Graphiken für Blinde"

Maria Labarta: "Linguistische Eigenschaften und Verständlichkeit von Software-Dokumentationen"

Jutta Schumann: "Angemessene graphische Präsentation vorläufiger Daten"

Einleitung

Die Arbeitsgruppe Interaktive Systeme beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der MCI (Mensch-Computer-Interaktion). Ein Schwerpunkt liegt im Bereich des Einsatzes des Computers für Blinde. Dabei werden in einem Projekt (MoBIC) Unterstützungstechniken bei der selbständigen Mobilität Blinder und in einem anderen deren Zugangsmöglichkeiten zu Graphiken untersucht bzw. entwickelt. Weiterhin werden Aspekte des Benutzerzugangs zu Computergraphiken untersucht. Dieser Aspekt spielt auch die entscheidende Rolle bei der Untersuchung von Softwaredokumentation, die ebenfalls in der AG durchgeführt wird. Im folgenden werden die Einzelprojekte kurz vorgestellt.

Lars Reichert: "MoBIC: Mobility of Blind and Elderly People Interacting with Computers"

Dissertation und Drittmittelprojekt

Förderung durch die Kommission der Europäischen Union im Rahmen von TIDE (Technology Initiative for Disabled and Elderly Persons); Projekt MoBIC

Das Projekt strebt an, die selbständige Mobilität blinder und älterer Menschen, die sich in eine ihnen unbekannte Umgebung begeben wollen, zu erhöhen. Hierzu soll, ausgehend von neuen Technologien für sehende Menschen, eine elektronische Reisehilfe entwickelt werden.

Durch das MoBIC-Projekt sollen einerseits Blinde zur Mobilität motiviert werden und andererseits die Mobilität derjenigen Blinden erhöht werden, die schon mobil sind. Hauptsächlich konzentriert sich das Projekt auf blinde Menschen, befaßt sich aber ebenfalls mit der verwandten Problematik sehgeschädigter und älterer Menschen. Gehen sehgeschädigte und ältere Menschen auf Reisen, müssen sie sich mit einer Vielzahl von Problemen auseinandersetzen (wie z.B. Orientierung, Mobilitätstraining, Mobilität, und Zugriff auf Informationen).

Der innovative Aspekt des MoBIC-Projektes besteht darin, diese Rehabilitations-probleme durch die Entwicklung einer elektronischen Reisehilfe zu überwinden. Dieses Reisesystem soll den Benutzer in die Lage versetzen, interaktiv Reisen zu planen, auf neue Informationsquellen, die sehgeschädigten Menschen vorher nicht zugänglich waren, zugreifen zu können und ihn letztendlich bei der Findung seines Weges in der ungewohnten Umgebung unterstützen. Ein bedeutender Aspekt besteht darin, daß das System andere, bereits existierende Reisehilfen für blinde Menschen nutzt und auf neue Art und Weise zugänglich macht.

An dem Projekt arbeiten Forschungseinrichtungen, Industriepartner und Benutzerorganisationen aus drei europäischen Ländern.

Martin Kurze: "Rechnergestützter Zugang zu Graphiken für Blinde"

Dissertation

Förderung durch die Kommission der Europäischen Union im Rahmen von TIDE; Projekt GUIB (ausgelaufen).

Kommunikation spilet sich heute zu einem guten Teil graphisch ab. Graphiken unterschiedlichster Art dienen in gedruckten Texten und online-Dokumentationen als ein wesentliches Medium in der Informationsvermittlung.

Die moderene Computertechnologie hat Blinden den Zugang zu vielen Informationsquellen eröffnet, z.B. zu gedruckten Texten und textbasierten Programmen. Mit dem Einzug von Graphiken in die Benutzungsschnittstelle zum Computer und in die dort präsentierten Informationen ist dieser Zugang teilweise wieder verbaut worden. Der Zugang zu Graphiken ist Blinden mittels Computer bisher nicht möglich.

Das Dissertationsvorhaben entwickelt und untersucht eine Methode und Werkzeuge, die in einem Zwei-Phasen-Ansatz zunächst Graphiken in eine angemessene abstrakte Form bringt und in einer zweiten Phase diese abstrakte Form (das Modell) der Graphik nicht-visuell präsentiert. Bei der Präsentation wird besonderer Wert auf eine (annäherende) Gleichberechtigung der Blinden und Sehenden gelegt, sodaß beide Gruppen mit vergleichbarem Aufwand vergleichbare Informationsgewinne erzielen können. Die nicht-visuelle Präsentation erfolgt entweder taktil (tastbar) über sog. Schwellpapier oder akustisch über Sprachausgabe oder musikalische Geräusche.

Die gefundenen Ergebnisse sollen in der Praxis bei verschidenen Organisationen, die sich mit der Informationsbereitstellung für Blinde beschäftigen, getestet werden.

Maria Labarta: "Linguistische Eigenschaften und Verständlichkeit von Software-Dokumentationen"

Dissertation

Förderung durch die Kommission der Europäischen Union im Rahmen von HCM (Human Capital and Mobility).

Ausgewählte Software-Dokumentationen werden empirisch untersucht, um die Verständlichkeitsprobleme dieser Texte zu identifizieren und zu beschreiben. Die Untersuchung basiert auf textlinguistischen Theorien und Benutzerbefragungen. Anhand der Forschungsergebnisse sollen Hinweise für das Erstellen von Dokumentationstexten entwickelt werden, die die Erwartungen der Benutzergruppe stärker berücksichtigen.

Jutta Schumann: "Angemessene graphische Präsentation vorläufiger Daten"

Dissertation

Förderung durch die Kommission zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen an der FU Berlin

Mit Hilfe moderner Visualisierungstechniken der Computergraphik können für dreidimensionale Objekte sehr realistisch wirkende Graphiken produziert werden. Dies erfordert jedoch genaue und detaillierte geometrische Modelle. Für die Präsentation vorläufiger Entwürfen, wie zum Beispiel noch in Entwicklung befindliche Modelle in der Architektur, sind diese Algorithmen nicht gleichermaßen gut geeignet, da sie zu hohe Anforderungen an die Qualität der Modelle stellen und andere Aussageabsichten unterstützen.

Im Dissertationsvorhaben wird davon ausgegangen, daß einerseits vorläufige Konzepte einer angemessenen Visualisierung bedürfen und andererseits für eine solche Visualisierung bereits einfache (und damit kostengünstigere) Modelle zu befriedigenden Ergebnissen führen. Es werden Verfahren entwickelt, die die Gestaltung von Präsentationen unfertiger Modelle in skizzenhafter Form ermöglichen und eine umfassende Interaktion der Benutzer mit der Graphik zulassen. Weiterhin sollen für Objekte, die sich heute auf Grund ihrer Komplexheit nur mit sehr hohem Modellieraufwand visualisieren lassen, geeignete Modellformen entwickelt werden, die ihren Einsatz auch in Entwurfsskizzen rechtfertigen.